Der Begriff bezeichnet ein Symptom bei dem der oder die Betroffene Geräusche wahrnimmt, denen keine äußeren Schallquellen zugeordnet werden können. Fast ein Viertel der Bevölkerung hat Tinnitus zumindest einmal erlebt. Über 10% der Bevölkerung haben Ohrgeräusche bereits einmal über einen längeren Zeitraum gehört. Das neu im Thieme Verlag erschiene Fachbuch Tinnitus von Autor Gerhard Hesse beschäftigt sich mit diesem schwierigen Erscheinungsbild.
Tinnitus und Hörverlust
Ein Tinnitus kann mir oder ohne einem Hörverlust einhergehen. Allerdings ist das Hörvermögen bei Betroffenen sehr selten vollständig normal. Über 90% leiden unter einem kochleären Hörverlust, wobei die Frequenz des Tinnitus fasst immer dort angesiedelt ist, wo der größte Hörverlust messbar ist.
Durchblutungsstörungen dürften neueren Erkenntnissen zur Folge weniger als Auslöser für einen Tinnitus spielen. Eher stehen Lärmbelastungen, toxische Schädigungen, endolypathischer Hydrops und psychogene Ursachen als Auslöser im Fokus. Alle möglichen Ursachen werden im vorliegenden Buch systematisch abgehandelt und genau erklärt.
Hinsichtlich der Audiometrie von Tinnitus Betroffenen, raten die Autoren zur Messung der Ton- und Unbehaglichkeitsschwelle mittels gepulsten Tönen, um die Gefahr der Überlagerung durch den Tinnitus zu minimieren. Die Tinnitus Frequenz selbst wird beginnend bei der Frequenz des größten Hörverlusts ermittelt. Dabei wird die Frequenz des 10dB über der Hörschwelle liegenden Testtones so lange geändert, bis sie gleich der Tinnitus Frequenz empfunden wird. Die Autoren erklären Vorgangsweise und geeignete Hörtests. Im Kapitel der Diagnostik finden sich unter anderem unterschiedliche Fragebögen zur Abklärung eines Tinnitus.
Apparative Tinnitustherapie mittels Hörgeräte
Neben einer intensiven Beratung und einem verhaltensmedizinischen Therapiekonzept, sind unter anderem Tinnitus-Masker, Hörsysteme und Tinnitus-Retraining-Therapien (TRT) hilfreich. Alle Habituations- und Retraining-Therapien werden ausführlich erklärt. Ein weiteres Kapitel gibt einen groben Überblick über den Ablauf einer Hörgeräteanpassung.
Wiewohl es nicht sehr viele Studien über die Verwendung von Hörsystemen zur Minimierung eines Tinnitus publiziert sind, gibt es Hinweise, dass mit Hörgeräten bei fast 70% der Betroffenen eine Verbesserung des Tinnitus einhergehen.
Entspannungsverfahren und Selbsthilfe
Entspannungsverfahren können einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung eines Tinnitus führen. In einem eigenen Kapitel wird über verschiedene Techniken berichtet. Auch Selbsthilfegruppen sind in vielen Fällen für Betroffene hilfreich und werden in einem weiteren Kapitel behandelt.
Das Buch wird durch Therapie- und Anschauungsmaterialien komplettiert, welche mit einem im Buch angebrachten Code zum Download angeboten werden.
Fazit
Das vorliegende Buch ist ausgezeichnet für jene Hörakustiker geeignet, die sich mit dem Thema Tinnitus befassen und einen Beitrag zur Linderung der Probleme Betroffener leisten wollen. Das Fachbuch ist im Thieme Verlag erschienen und kostet zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels 102,80 Euro.