GN ReSound hat mit Felix Ruppanner eine neue Geschäftsleitung in Österreich. Wir haben Herrn Ruppanner zum akustiker.at Interview gebeten.
Herr Ruppanner, Sie übernehmen ab sofort die Geschäftsleitung von GN ReSound in Österreich und in der Schweiz. Gratulation! Das ist eine ganz schöne Herausforderung – wie werden Sie sich Ihre Zeit und Verantwortlichkeit für gleich zwei Länder einteilen?
Vielen Dank für Ihre Gratulation. Ich freue mich sehr auf diese interessante Aufgabe. Ich habe das Glück, dass ich in beiden Ländern mit zwei sehr kompetenten und eingespielten Teams arbeiten darf. Ich kenne unsere Mitarbeiter schon aus meiner bisherigen Tätigkeit als Verkaufs- & Marketingleiter bei GN ReSound Schweiz und schon jetzt arbeiten die Organisationen beider Länder sehr eng zusammen. Nun gilt es für mich den Markt und die Kunden in Österreich kennenzulernen. Dies ist zu Beginn meine grösste Priorität. Ich werde mich so organisieren, dass ich meine Arbeitszeit unter beiden Ländern aufteile und abwechselnd eine Woche in Österreich verbringe und dann wieder in der Schweiz. Dieses Model funktioniert ganz gut, wie das mein Vorgänger, Norbert Gabriel, bewiesen hat.
Welche Veränderungen beziehungsweise Entwicklungen werden wir in den kommenden Jahren bei GN ReSound erleben?
Ich denke, dass wir auf der technologischen Seite vor sehr interessanten Entwicklungen stehen. Die erstmalige direkte Anbindung eines Hörgerätes an das iPhone mit dem kürzlich lancierten ReSound LiNX eröffnet Möglichkeiten, welche wir selbst noch nicht ganz einschätzen können. In den kommenden Jahren werden wir sehen, wohin die Entwicklungen gehen.
Bei der physischen Hörgeräteanpassung stehen wir ebenfalls vor interessanten Neuerungen. Wir werden im nächsten Jahr einen digitalen Ohr-Scanner auf den Markt bringen, welcher den Prozess, wie derzeit weltweit Im-Ohr Geräte und Otoplastiken gebaut werden, für immer verändern wird.
Von der strategischen Seite wird GN ReSound auch in Zukunft für eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Hörgeräten einstehen und ist angewiesen auf die Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Fachpersonen im Vertrieb seiner Produkte. Anders als diverse andere Hörgerätehersteller plant GN ReSound keine vertikale Integration von Hörakustikbetrieben, sondern setzt auch weiterhin auf das Vertriebsmodel mit stabilen Partnerschaften.
Wie werden sich die Hörsysteme weiterentwickeln?
Ich glaube, dass die Vernetzung der Hörgeräte mit der Umwelt und anderen technischen Geräten noch weiter vorangetrieben wird. Was vor kurzem noch utopisch schien, wird bald Realität sein. Beispiele sind hier die jetzt schon erhältlichen Universal-Übersetzungs-Apps, welche fremde Sprachen übersetzen und unmittelbar in die Hörgeräte übertragen. Dann ist die Stromversorgung der Geräte sicher ein weites Feld für zukünftige Entwicklungen. Ich denke, dass wir hier in den nächsten Jahren interessante neue Ansätze sehen werden.
Wie wird sich Ihrer Sicht nach der Markt in den kommenden Jahren verändern? Auf was müssen sich die Hörakustiker einstellen?
Ich denke, dass sich die Akustiker vermehrt mit Angeboten aus anderen Vertriebskanälen auseinandersetzen müssen, allen voran natürlich aus dem Internet. Die Generation, welche gewohnt ist on-line zu sein, wird bald ins Alter kommen, wo sie Hörversorgungen benötigt. Somit wird sich die Art, wie man sich über Hörgeräte informiert und wo man sie sich besorgt, ebenfalls verändern. Ich denke, dass sich jeder Hörakustiker genau überlegen muss, wie er mit den elektronischen Medien umgehen möchte. Die qualitativ hochwertige Hörgeräteanpassung wird aber auch dann weiterhin in den Händen der Akustiker liegen. Einfach die Art, wie die Kunden gewonnen werden, wird sich stark verändern.
Wo sehen Sie bei der Schweiz und Österreich Unterschiede in den Märkten? Was können wir daraus lernen?
Die Märkte sind vielleicht auf den ersten Blick ähnlich, wenn man aber genauer hinsieht, äusserst unterschiedlich. Ich glaube, dass das österreichische System mit vielen Kombinationsbetrieben mit Optik und Akustik sehr gute Zukunftsperspektiven hat. In der Schweiz ist dieses Model kaum vorhanden. Dann ist das Vergütungssystem in den beiden Ländern völlig unterschiedlich organisiert. In der Schweiz wurde vor 3 Jahren ein radikaler Systemwechsel vollzogen, der einerseits zu grossen Einsparungen bei den Sozialversicherungen geführt hat, andererseits aber auch zu einem Abbau an Leistungen und an Qualität. Die Schweizer Hörakustiker mussten sich darauf einstellen und haben sicherlich zwei sehr schwierige Jahre hinter sich. Der Markt in der Schweiz ist um einiges härter und komplizierter geworden. Allerdings zeigt es sich auch in einem weniger sozialen System wie dem Schweizerischen, dass die Mehrheit der Hörgeräteträger weiterhin Qualität schätzt und sich hochwertig versorgen lassen will.
Welche Strategien empfehlen Sie den österreichischen Hörakustikern um im Marketing und in der Kommunikation zum Endverbraucher noch besser als jetzt Furore zu machen?
Ich glaube nicht, dass es hier ein Universalrezept gibt, welches für alle richtig ist. Die Marketingzielsetzungen können hier auch sehr unterschiedlich sein. Will ich Neukunden gewinnen? Will ich Kundenbindung erzeugen? Will ich mein bestehendes Kundenklientel besser nutzen? Will ich mein Image verbessern? Will ich informieren oder meine Kunden etwas erleben lassen? Klar ist für mich aber, dass es immer mehr Kommunikationskanäle gibt, welche man nutzen kann. Zum Beispiel wird bald die Mehrheit aller Facebook-Nutzer über 50 Jahre alt sein. Ist also Facebook ein Kanal, über den ich potentielle Kunden erreichen kann? Wenn man dies mit ja beantwortet, könnte die Schlussfolgerung natürlich sein, dass man diesen Kanal bearbeitet. Gleichzeitig werden alte Kommunikationskanäle weiter an Bedeutung verlieren. Zum Beispiel wird der Wert eines gedruckten Inserates wohl weiter sinken.
Wir danken Ihnen für das Interview!